Sitten und Bräuche

Sitten und Bräuche

Sitten und Bräuche
Wir Menschen werden wohl immer mit mehr oder weniger Brauchtum begleitet sein, denn nur durch das gemeinsame Erleben, durch das gemeinsame Feiern und Trauern wird der Dorfzusammenhalt gestärkt. Wir möchten versuchen, alte Gepflogenheiten durch Erzählen und Weitergabe an die nachfolgenden Generationen aufrechtzuerhalten. In Hoysinghausen gibt es noch viele zum Teil alte Bräuche und Sitten, die hoffentlich auch über die kommenden Jahre gepflegt werden:

Pfingstkranz
Die Konfirmanden des Jahrgangs 1924 beschlossen, etwas für die anderen Kinder im Dorf zu tun. Da bot es sich an, den Brauch des Pfingstkranzes wieder aufleben zu lassen. Die Zahl der Konfirmanden war in jenem Jahr sehr hoch – es waren 28 Kinder. Das alte Pfingstkranzgestell wurde hervorgeholt. Da aber der Kopf fehlte, schnitt der Tischler Opa Heidenreich einen neuen Kopf. Um das Gestell wurde ein Sack gelegt und gut vernäht. Aus Darlaten wurden Bickbeersträucher geholt, die als kleine Büschel auf den Sack genäht wurden. Jeder Haushalt hatte ausgepustete Eier gesammelt, die – vorher bunt gefärbt – in fünf Reihen rundherum angebracht wurde. Ein Kranz aus Vogeleiern umgab den Hahn. Die Kinder schnitten Glanzpapier aus verschiedenen Farben in Streifen, zogen es auf Bänder, legten es auf das Grün und befestigten es zusammen mit den Eiern. Der Hahn bekam schöne Federn an Kopf und Schwanz.
Am 1. Pfingsttag zogen die Kinder mit dem Pfingstkranz von Haus zu Haus. Beim Betreten der Diele mit dem Pfingstkranz wurden Gedichte aufgesagt, die für Jungen und Mädchen verschieden waren.
Die Mädchen sagten:
„Nun treten wir ein in dieses Haus
am schönsten Tag der Herrlichkeit.
Die eine ist weiß, die andere ist schwarz,
die dritte trägt den Pfingstenkranz.
Der liebe Gott hat uns seine Verehrung dazu gegeben.
Es lasset uns in Frieden leben.
In Frieden leben immerdar,
das wünschen wir Euch in diesem Jahr.
Das Pfingstenjahr geht ein und aus,
wir Kinder gehen zum Haus hinaus.
Wir wünschen dem Bauern einen goldenen Wagen,
damit möchte er zum Himmel einfahren.
Und seiner Frau viel Gutes auf der Welt,
und was ihr sonst noch alles wohl gefällt.“
Die Jungen sagten:
„Wir gehen in die Häuser, wohl hin und her
und suchen uns Eier oder Geld daher.
Den Großen was, den Kleinen was,
dann haben wir alle zusammen was“.
Anschließend wurde dann gemeinsam das Lied „Der Mai ist gekommen“ gesungen.
Geld gaben die Leute damals nicht viel, denn es war sehr knapp. Es gab Süßigkeiten und Eier, die zum Kaufmann und zum Bäcker gebracht wurden. Dafür wurde dann Kuchen „geliefert“. Am Sonntag nach Pfingsten wurde für alle Kinder aus dem Dorf das Kinder-Pfingstfest gefeiert, auf dem damals der „gelieferte“ Kuchen vom Bäcker verzehrt wurde. Dazu gab es seinerzeit Zuckerwasser (keine Cola …!.) Eine Tasse musste sich jeder selbst mitbringen.
Der Brauch des Pfingstkranzes existiert heute immer noch; Organisatoren sind immer die Kinder, die im nächsten Jahr konfirmiert werden – heutzutage meistens unterstützt durch die Eltern. Heute werden die Texte abwechselnd einzeln von den Konfirmanden gesprochen; gesungen wird immer noch gemeinsam.
Das Kinder-Pfingstfest findet in der Regel immer noch am Sonntag nach Pfingsten statt. Heute sind es allerdings meistens nur zwei bis drei Kinder eines Jahrgangs. Es gibt keine „Sachspenden“ mehr, sondern nur noch Geld. Von diesem Geld wird das Kinder-Pfingstfest finanziert; das übrig gebliebene Geld wird unter den Konfirmanden aufgeteilt.

Maibaum-Pflanzen
Auch die männlichen Jugendlichen (ab ein Jahr nach der Konfirmation) sind zu Pfingsten seit jeher unterwegs. Sie „pflanzen“ am Pfingstsamstag Maibäume (Birkenbäume), nachdem in den Tagen zuvor der „Maiwagen“ auf Fahrfähigkeit usw. geprüft wurde.
Dazu gibt es zwei „Pflanzbezirke“: die Mensinghauser und Mörser pflanzen in ihren Orten; die Hoysinghauser übernehmen die restlichen Ortsteile.
Auf einer geeigneten Fläche im Moor werden am Pfingst-Samstagnachmittag ca. 200 Bäume geschlagen; abends geht es dann mit Trecker und Wagen ins Moor, um die Bäume aufzuladen. Nachts kehren die Jugendlichen zurück ins Dorf und die Bäume werden verteilt. Jedes Haus erhält zwei Maibäume und jedes konfirmierte Mädchen, das noch nicht verheiratet ist, bekommt einen Extra-Baum. Das Verteilen der Bäume dauert bis spät in die Nacht und kann nur geschafft werden, wenn zwischendurch „etwas“ getrunken wird.
Am 1. Pfingsttag kommen dann (fast) alle Maibaumpflanzer wieder zusammen und gehen von Haus zu Haus, um Geld für die gelieferten Maibäume zu sammeln. Von dem Geld werden die Getränke, die beim Schlagen der Bäume getrunken werden, und die Verpflegung für die beiden Tage bezahlt. Vom Rest findet dann ein „Maigeldverzehr“ statt, zu dem das ganze Dorf eingeladen wird.
Wer von den Jungen nicht beim Maibaum-Pflanzen dabei ist, bekommt einen „Fuhrenbaum“ (Kiefernbaum) vor das Haus gestellt, der so groß ist, dass man ihn allein nicht wegbringen kann. Zahlt derjenige ein (saftiges) Strafgeld, ist er berechtigt, auch an der Feier teilzunehmen.

“Wir Menschen werden wohl immer mit mehr oder weniger Brauchtum begleitet sein,  denn nur durch das gemeinsame Erleben, durch das gemeinsame Feiern und Trauern wird der Dorfzusammenhalt gestärkt.“